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Abb.1 Gewebetapete - |
Abb.2 Glasgewebe - |
Damit nicht genug – auch der wischfeste Anstrich ist für diesen Anwendungsfall nicht geeignet. Abgesehen davon, dass Begriffe wie wischbeständig, waschbeständig und scheuerbeständig schon seit Jahren normativ durch die Nassabriebklassen 1-5 ersetzt worden und somit für professionelle Leistungsbeschreibungen nicht mehr geeignet sind, ist diese Materialqualität in einem Treppenhaus nicht ausreichend. Um es anschaulich zu machen: eine Leimfarbe, die sich bei Wassereinwirkung wieder löst, ist ein wischbeständiges Anstrichmittel. Als solches muss sie nur an der Wand haften und darf beim Darüberstreichen mit der (trockenen!) Hand oder dem Vorbeistreifen mit dem Jackenärmel nicht abfärben.
Dass ein solch „wischfestes“ Anstrichprodukt nicht für den unteren Wandbereich in einem Treppenhaus eines Mehrfamilienhauses geeignet ist, versteht der Laie sehr wohl, nur kann er naturgemäß aus dem Text nicht entnehmen, was er tatsächlich bekommt.
Wie in Punkt 2. schon beschrieben, sind Begriffe wie „waschbeständig“ und „scheuerbeständig“ nicht mehr normativ beschrieben und somit auch keine verlässlichen Bezeichnungen für das Ausloben von Anstricheigenschaften. Sie werden jedoch, auch von den Farbherstellern, häufig noch parallel zu den aktuell gültigen Nassabrieblassen bei der Deklaration verwendet, da sie weit verbreitet sind – also bei Endverbrauchern eine Assoziation hervorrufen. Aber da sind wir auch schon beim eigentlichen Problem! Beide Varianten für die Beschreibung von Anstrichqualitäten geben nur Auskunft darüber, wie hoch die Beständigkeit des jeweiligen Anstrichs gegenüber einer mechanischen Belastung unter Einwirkung von Wasser ist (deswegen heute mit dem Begriff „Nassabriebklasse“ bezeichnet). Den Endverbraucher interessiert meistens aber vielmehr, ob der Anstrich beim Reinigen auch sauber wird. Nur darüber erfährt er, egal mit welcher dieser Klassifizierungen, erst einmal gar nichts! Hier ist er also auf fachkundige Beratung angewiesen! Und die könnte zum Beispiel so aussehen:
Einen guten Reinigungserfolg erzielt man prinzipiell auf dichten, geschlossenen Oberflächen. Diese haben in der Regel einen mehr oder weniger starken Glanzgrad (und die Nassabriebklasse 1 oder 2, ehemals scheuerbeständig). Möchte man jedoch eine matte oder stumpfmatte Oberflächenoptik haben, schränkt sich die Produktauswahl schon sehr stark ein. Die gute Nachricht ist, dass es seit einigen wenigen Jahren Innenwandfarben gibt, die eine matte Oberflächenoptik und eine gute Reinigungsfähigkeit besitzen. Die Hersteller gehen dazu unterschiedliche Wege.
Bei einer der Produktgruppen wird auf den Zusatz von Keramikpartikeln gesetzt, die die Oberfläche höchst widerstandsfähig machen. Reinigt man diese Oberflächen mit einem fusselfreien Mikrofasertuch bekommt man einen großen Teil der Verschmutzungen weg (Abb. 3-5). Der bei dunklen Farbtönen häufig bemängelte „Schreibeffekt“ (helle Streifen durch mechanische Beanspruchungen – Abb.6) kann so auch wirkungsvoll beseitigt werden. Gleichzeitig wird der „Poliereffekt“ (dunkler wirkende Glanzstellen, die durch Reinigungsversuche entstehen können) vermieden.
Bei einer anderen Produktgruppe wurde die matte Oberfläche so eingestellt, dass diese sich mit einem weichen Baumwolltuch und einem speziellen Reinigungsprodukt ohne Poliereffekt erfolgreich reinigen lässt.
Abb.3 alltägliche Verschmutzungen an einer Wand |
Abb.4 Reinigung einer mit Keramikpartikeln versetzten Wandfarbe, die mit einem Microfasertuch |
Abb.5 Erfolgreich gereinigter Wandanstrich |
Abb.6 Entfernen eines Schreibeffekts von einer mit Keramikpartikeln versetzten Beschichtung mit einem Microfasertuch |
Auch die besten Produkte im Bereich der matten Innenwandfarben haben ihre Grenzen in der Reinigungsfähigkeit. Doch hat sich diese inzwischen deutlich verbessert. Allerdings gibt es auch in dieser Produktpalette Vertreter die mehr versprechen, als sie halten. Deswegen mein Rat: Lassen Sie sich die Reinigungsfähigkeit an Hand von Musterplatten vorführen!
Definitiv nicht gut reinigen lassen sich die allseits zu Recht beliebten Silikatfarben. Unglücklicherweise werden diese von Planern gern für die Wandflächen in Kitas und Schulen ausgeschrieben. Sobald die ersten Verschmutzungen auftauchen, stellen die Nutzer fest, dass diese nicht durch Reinigen wegzukriegen sind. Saubere Wände bekommt man dann nur durch Überstreichen der Verschmutzungen und das auch noch wandweise, weil kleinere Ausbesserungsstellen sich deutlich abzeichnen.
Die hier aufgeführten, häufig vorkommenden Mängel in Leistungsbeschreibungen für Wand- und Deckenoberflächen stehen beispielhaft für eine ganze Reihe von zum Teil gravierenderen Fehlbeschreibungen, deren Auswirkungen der Bauherr oder Nutzer eines Gebäudes in der Regel erst nach mehreren Jahren erkennen kann. In den meisten Fällen ist eine unabhängige Beratung zwar mit Kosten verbunden, zahlt sich erfahrungsgemäß aber immer dann aus, wenn dadurch unbefriedigende Bauleistungen oder sogar Bauschäden vermieden werden können.
Merkblatt 2, Verspachtelungen von Gipsplatten – Oberflächengüten, Bundesverband der Gipsindustrie e.V.
Merkblatt 3, Putzoberflächen im Innenbereich – Qualitätsstufen: Abgezogen, Geglättet, Abgerieben, Gefilzt, Bundesverband der Gipsindustrie e.V.
DIN V 18550, Putz und Putzsysteme – Ausführung,
BFS – Merkblatt 12, Oberflächenbehandlung von Gipsplatten, Technische Richtlinien für Maler- und Lackiererarbeiten,
BFS – Merkblatt 10, Beschichtungen, Tapezier- und Klebearbeiten auf Innenputz, Technische Richtlinien für Maler- und Lackiererarbeiten,
DIN EN 13 300, Beschichtungsstoffe – Wasserhaltige Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme für Wände und Decken im Innenbereich